Der Umgang mit Bauprodukten im DGNB System
Wirkungsorientiert – nicht maßnahmenorientiert
Das DGNB System ist grundsätzlich wirkungsorientiert, auf die Bewertung der
Gesamtperformance eines Gebäudes, ausgerichtet. Im Hinblick auf den Umgang mit
Bauprodukten bedeutet dies: Ein Bauprodukt wird immer im Kontext des gesamten
Gebäudes betrachtet, da
nur die richtige Verwendung eines Produkts auch dessen
gewünschte Wirkung gewährleisten kann. Ein Bauprodukt, das beispielsweise an falscher
Stelle oder in falscher Menge verbaut wird, kann seine spezifische Wirkungsweise unter
Umständen nicht entfalten,
was für den Betrieb des Gebäudes entscheidende Auswirkungen
haben kann. Aus diesem Grund bewertet das DGNB System keine einzelnen Maßnahmen
–
wie in diesem Zusammenhang die reine Verwendung eines bestimmten Produkts
–
sondern
fokussiert vielmehr auf dessen Wirkungsweise im Rahmen der Gesamtperformance des
betreffenden Gebäudes.
Keine Zertifizierung von Bauprodukten
Eine grundsätzliche Bewertung von Bauprodukten durch die DGNB
–
beispielsweise durch
eine Zertifizierung
–
ist daher ausgeschlossen, da dies
eine Vorentscheidung zugunsten
eines Produkts ohne Berücksichtigung der entsprechenden Einbausituation im Gebäude
fördern würde. Das heißt: Es gibt
keine „DGNB zertifizierten“ oder „DGNB konformen“
Produkte
wie es fälschlicherweise öfter
am Markt zu lesen
ist. Produkte, die mit einer so
genannten „Produktkonformität gemäß DGNB“ werben, versuchen gezielt den Eindruck einer
Verbindung zur DGNB zu erwecken. Derartige Angebote sind nicht mit der DGNB
abgestimmt und zielen mit ihrer Botschaft am Leitmotiv des DGNB Systems vorbei: der
grundsätzlichen Orientierung an der Gesamtleistung des Gebäudes.
Aus Sicht der DGNB würden derartige Vorentscheidungen zugunsten von bestimmten Produkten zudem die Kompetenz und die planerische Freiheit von Bauherren und Architekten einschränken und damit die Entwicklung innovativer Gebäudelösungen behindern.
Sichern von Mindestanforderungen
Um den Einbau von schadstoffhaltigen Produkten grundsätzlich zu verhindern, schreibt das
DGNB System Mindestanforderungen für bestimmte Bauprodukte vor. Diese werden durch
die Qualitätsstufen* im Bewertungskriterium „Risiken für die lokale Umwelt“ (ENV1.2)
formuliert und nach der Gebäudefertigstellung unter anderem durch eine
Innenraumluftmessung gesichert.
Differenzierung von anderen Zertifizierungssystemen
In den voran gegangenen Punkten unterscheidet sich das DGNB System grundsätzlich von
anderen internationalen Greenbuilding Labels. Diese ermöglichen im Rahmen ihres Systems
teilweise eine positive Bewertung von einzelnen Produkten ohne
Bezug zum
entsprechenden Gebäudekonzept. Der Nachteil für das nachhaltige Bauen liegt auf der
Hand: Einzelne Produkte werden in die Kategorien „gut“ oder „schlecht“ eingeteilt, völlig
unabhängig von ihrer spezifischen Einbausituation im Gebäude. Diese jedoch beeinflusst die
ökologische Wirkung eines Bauproduktes in den meisten Fällen sehr entscheidend. Die
DGNB geht daher bewusst einen anderen Weg und sieht Umweltproduktdeklarationen (EPD)
auf Basis der Normen ISO 14025 und EN 15804 als zukunftsweisendes Instrument an.
Der DGNB Navigator: durch Transparenz zum passenden Bauprodukt
Die oben genannte Herangehensweise erfordert eine differenzierte Entscheidungsgrundlage
bei der Auswahl des passenden Bauprodukts für ein nachhaltiges Gebäude. Um Planer und
Architekten entsprechend zu unterstützen, bietet die DGNB den DGNB Navigator an. Auf der
Online
-
Plattform stellen Hersteller alle relevanten Produktinformationen
–
unter anderem in
Form einer Umweltproduktdeklaration (EPD)
–
dar. Planer erhalten auf diese Weise genau
diejenigen Informationen, die für nachhaltiges Bauen bzw. für eine Gebäudezertifizierung
erforderlich sind
–
als Grundlage für ihre Produktentscheidung.
Der DGNB Navigator stellt
damit eine direkte und wichtige Brücke zwischen Bauprodukten und Zertifizierungssystem
her: www.dgnb-navigator.de.
Ihr Kontakt für Rückfragen:
Claudia Wartmann
Tel.: +49. 711. 72 23 22 - 53
Email: c.wartmann@dgnb.de
* Die Qualitätsstufen orientieren sich einerseits am Aufwand und am Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung und andererseits an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.